Lina geht es wieder etwas besser, allerdings hat die Sache mit Charly auch noch eine unerwartete Wende angenommen. Denn natürlich hat er sich – wie konnte es anders sein – letzte Woche bei ihr gemeldet und ihr die Ohren vollgeheult, dass er einen riesigen Fehler begonnen habe und niemals mit ihr hätte Schluss machen dürfen, dass er sie wahnsinnig vermisst und jetzt erst gemerkt hätte, wie sehr er sie lieben würde. Irgendwie habe ich schon ein bisschen mit so etwas gerechnet, weil das alles so wahnsinnig plötzlich kam. Und Lina freut sich auf eine Art, aber das Vertrauen in ihn hat sie erst mal verloren, was ja auch mehr als verständlich ist. Ich habe ihr geraten, dass sie sich ganz in Ruhe ihre Gedanken machen sollte, wie es ihr in den letzten Wochen ohne ihn ergangen ist und ob sie ihn wirklich zurück haben will, und erst dann ein klärendes Gespräch mit ihm führen sollte…

Lina hat mich gerade angerufen, und war vollkommen aufgelöst. Charly hat vorhin mit ihr Schluss gemacht! Ich bin total geschockt, damit hat wirklich niemand gerechnet! Die beiden waren mittlerweile auch seit über zwei Jahren zusammen und eigentlich haben wir ihr alle schon eine rosarote Zukunft mit ihm vorhergesagt… Aber anscheinend empfindet er nicht mehr so für sie wie früher, oder irgendwie so. Die Arme ist natürlich am Boden zerstört und ist nun erst mal für zwei Wochen bei mir eingezogen, weil sie natürlich aus der gemeinsamen Wohnung direkt raus wollte. Immer, wenn so etwas passiert, fange ich auch an, mir meine Gedanken zu machen. Vielleicht ist Simon auch gar nicht mehr so glücklich mit mir? Vielleicht hat er längst ein tolleres Mädchen kennengelernt? Aber nein, das kann ich mich beim besten Willen nicht vorstellen. Aber Lina hat es ja auch nicht bemerkt.

Dieses Mal fliegen wir erst Ende August, da es dann viel billiger geworden ist. Wahrscheinlich, weil dann nur noch drei Bundesländer oder so Sommerferien haben… Da lohnt sich der etwas aufgeschobene Urlaub ja schon wieder. Aber natürlich fange ich grade schon wieder an, die Tage zu zählen, da es schon wieder auf die Klausurenphase zugeht. Es ist doch immer wieder aufs Neue eine Qual! Sowieso müsste man eigentlich viel mehr zwischendurch überprüfen, aber das würde natürlich auf der anderen Seite auch wieder dem Konzept vom selbstständigen Lernen an der Uni widersprechen. Tja, es hat halt wie alles im Leben immer seine Vor- und Nachteile. Simon hat bald schon seine ganz wichtige Abschlussprüfung, und so langsam merke ich, dass sogar auch er mal nervös werden kann. Aber ich weiß, dass er das schafft. Und er weiß das glaube ich genauso. Das Gute ist aber ja, dass er danach direkt einen festen Job bei der Polizei hat!

Hatte ich eigentlich schon erzählt, dass Simon und ich tatsächlich den Schritt gewagt haben, dieses Jahr einen Urlaub nur für uns zwei zu buchen? Das ist wirklich eine große Sache für uns, denn eigentlich haben wir immer unseren Urlaub mit Freunden sehr geliebt, aber irgendwie merke ich, dass wir so langsam richtig ernsthaft noch ein Stückchen mehr zusammen rücken, weil wir einfach wissen, dass es das richtige ist mit uns. Wir haben zwei Wochen Sizilien gebucht, das war fürwahr nicht billig, aber Simon meinte, dass das mit seinem jetzigen Gehalt durchaus machbar sei. Ich fühle mich ja schon ein bisschen schuldig, weil er immer mehr Anteil am Urlaubsgeld und sowieso auch schon immer an der Miete trägt, aber er gibt mir das Gefühl, dass ihm das Spaß macht und sogar wichtig ist, dass ich von meinem 400 Euro Job noch genügend für mich selbst übrig habe am Ende des Monats.

Endlich, endlich werden die Tage wieder länger und wärmer. Tut mir echt leid, dass ich immer wieder auf das Wetter und den Sommer und den Winter eingehe, aber das sind wirklich Themen, die mich beschäftigen und vielleicht sogar motivational lenken! Also ganz grundlegende Dinge in meinem Leben, könnte man wirklich sagen. Also nochmal: Gestern war so schönes Wetter, dass ich mich doch tatsächlich mit einer Decke auf den Balkon legen und dort lesen konnte. Das hat so gut getan, einfach nur die Sonnenstrahlen wieder auf der Haut zu spüren, die Wärme, die einen umspielt, und die Vögel, die zwitschern. Später, wenn Simon und ich einmal genug Geld haben, müssen wir uns unbedingt ein Haus mit Garten anschaffen. Ein Garten ist so ziemlich das Tollste, was ich mir für das eigene Wohnen vorstellen kann, so eine Naturoase, einfach schön.

Die Uni hat leider schon wieder angefangen, und irgendwie kann ich es gar nicht glauben, dass ich schon im vierten Semester sein soll. Was ich auch echt nicht gedacht hätte, ist, dass man sich irgendwann dran gewöhnt, halt immer so viel lesen zu müssen, und dass einem das gar nicht mehr so schwer fällt. Da habe ich auch letztens noch mit Sandy und Julia drüber geredet, die auch meinten, dass ihnen die ganze Lektüre nun viel leichter fiele. Der Mensch ist eben doch durch und durch ein Gewöhnungstier. Das ist es ja auch glaube ich, was so viele Beziehungen nach einer Zeit kontinuierlich schlechter werden und schließlich gegen die Wand fahren lässt. Ich glaube, man braucht wirklich immer wieder kleine gemeinsame Erlebnisse miteinander, und wenn es nur eine Runde Minigolf ist, die einen mal wieder etwas anderes erleben lässt als nur immer einen Film zu gucken, den Haushalt zusammen zu erledigen oder gemeinsam zu kochen.

Prag war einfach traumhaft schön mit den wunderbaren Plätzen, Schlössen und Burgen. Die Straßenbahnen dort sehen auch total niedlich aus, das ist mir als allererstes aufgefallen! Und die Häuser sind wunderschön gebaut, mit ganz vielen Schnörkeln und alt belassen, total romantisch. Was allerdings doch eher ein Reinfall war, war diese angeblich größte Disko Europas, die mit den 5 Stöcken und unterschiedlichen Floors. Diese Disko hat uns echt total enttäuscht, weil wir das Gefühl hatten, mit unseren 21 bzw. 23 Jahren nur unter kleinen pubertierenden Teenies dort zu sein. Das waren wirklich nur so 16jährige, keine Ahnung, wie die alle da reingekommen sind! Wie auf einer dieser Vorfis… Ach, das waren noch Zeiten, in denen man sich den Personalausweis einer älteren Freundin geliehen hat, und dann total nervös und hoffnungsvoll in der Schlange vor einem Club stand und es bloß vermieden hat, dem Türsteher direkt in die Augen zu schauen! Ich erinnere mich immer wieder gern zurück.

Ich liebe Simon wirklich so sehr! Er hat mir ein Wochenende in Prag geschenkt, mit zwei Übernachtungen in einem vier-Sterne-Hotel! Das hat ihn bestimmt ein Vermögen gekostet, oweh. Aber daran will ich gerade gar nicht denken, denn eigentlich verdient er ja sehr gut, seit er seine Ausbildung zum Polizisten angefangen hat. Das hört sich immer so spannend an, findet ihr nicht? Er ist bald sogar schon fertig. Der Trip nach Prag geht übrigens schon nächsten Freitag los, und ich kann es gar nicht abwarten. Prag soll ja so wunderschön sein, mit der Altstadt im Jugendstil und den ganzen urigen Touristen Schauplätzen… Und das Essen soll auch total lecker sein und besonders das Bier günstig und gut. Tja, bin mal gespannt was von den Gerüchten so stimmt. Nur vor der Busfahrt graut es mir ein wenig – 11 Stunden ungefähr dauert eine Fahrt, und dabei wird mir doch immer so schnell schlecht!

Sobald es März ist, bekomme ich wieder bessere Laune. Das hat mehrere Gründe; zum einen ist natürlich das Wetter wieder sehr viel besser, und in den letzten Tagen kann man sogar mal ohne Jacke aus dem Haus gehen, was mir ein warm-wohliges Gefühl im Bauch verschafft. Außerdem ist am 21. Ja offiziell Frühlingsbeginn, was mich auch sehr milde stimmt. Und zum Dritten habe ich in einer Woche Geburtstag, worauf ich mich auch sehr freue. Da bin ich ja mal gespannt, was sich Simon dieses Jahr ausdenkt… Das Einzige, was wirklich nervt, ist, dass ich noch drei Klausuren Anfang April schreiben muss, weil ich es einfach nicht für den ersten Termin hinbekommen habe. 5 Klausuren im letzten Semester fand ich schon echt hart, aber 7 ist einfach nicht machbar. Also muss ich wieder lernen, lernen, lernen. Aber immerhin gibt es für diese Semesterferien keine Hausarbeit, die noch ansteht.

Gerade sind Lina, Sandy, Julia und ich aus Köln wieder angekommen, und ich kann euch sagen, es war einfach unbeschreiblich. Anders als alles, was ich bisher an Party erlebt habe… Ungefähr so stelle ich mir den Ballermann vor, nur, dass alle Altersklassen mitmachen und nicht nur diese Halbstarken! Wer noch nie dabei war, der kann sich wirklich nicht vorstellen, was da abgeht. Und ich glaube, dass ich das auch nicht so genau Simon erzählen sollte, oweh… Man wird echt überall angemacht, in den Arm genommen, einfach mal so geküsst… Gebützt, nennen das die Kölner ja! Und man trinkt einfach den ganzen Tag lang, von morgens bis abends, 5 Tage hintereinander! Ich bin auch noch vollkommen gerädert und brauche wohl noch einige Tage zur Erholung. Der armen Sandy ging es an einem Tag sogar so schlecht, dass wir sie schon um zwei Uhr nachmittags zurück in die Jugendherberge bringen und dort zwei Stunden auf sie aufpassen mussten!