Bald ist ja Karneval, also, um genau zu sein, in zwei Wochen schon. Hier in Dortmund gibt es ja nicht den besten Karneval, weswegen meine Mädels und ich für dieses Jahr beschlossen haben, uns doch einmal den Kölner Karneval geben zu müssen! Ich freue mich schon total, denn ich bin ein ganz großer Feierfreund, und zwar nicht von diesen total ernst gemeinten House und Electro Parties, nein! Ich mag trinken, abtanzen und verrückte Lieder mitsingen! Und was könnte es da wohl besseres geben als den Kölner Karneval. Da hört man ja immer so einiges, und viele meiner Freunde waren schon mal da und meinten, es wäre der absolute Wahnsinn, und haben irgendwas zitiert von wegen: Hey Kölle, du bis e Jeföhl! Oder so ähnlich. Wir haben das schon seit ungefähr 4 Monaten gebucht, und basteln seither an den perfekten Kostümen; die vier süßen Glitzerfeen sind schon fast perfekt, also Köln, aufgepasst!

Es ist Mitte Januar, und anstatt schönem Schnee gibt es hier nichts als matschige Überreste und kaltem Regen. Ich könnte schon wieder voll und ganz in meiner Winterdepression ertrinken und mich weit weg schwemmen lassen. Ich glaube wirklich, dass ich irgendwann einmal auswandern muss, um nicht immer nur das halbe, sondern das ganze Jahr genießen zu können. Stellt euch doch mal vor, dieser Winter raubt mir die Hälfte meiner Lebensqualität! Und die Sommer bieten auch nicht mehr den Ausgleich, wie sie es früher einmal getan haben. Zwar war ja der letzte Frühling ganz schön, aber dann war bis Mitte Juni erst mal wieder Ende mit Sommer, und es hieß: Regenjacke und Jeans! Meine Eltern haben mir erzählt, dass früher der Juni immer super war, und wie genau sie sich noch an ihren super heißen Polterabend 1988 Mitte Juni erinnern könnten. Na toll!

Heiligabend, oder ganz Weihnachten vielmehr, waren wirklich ganz okay. Es ist ja auch nicht mehr so, dass meine Eltern und Simon zerstritten sind, im Gegenteil, sie verstehen sich eigentlich sehr gut, nachdem meine Eltern mal akzeptiert hatten, dass ich mich dazu entschlossen habe, mit ihm erwachsen zu werden und auch durch gut und auch fies gemeinte Argumente mich nicht von meiner Liebe abbringen lassen kann. Es waren ruhige Tage, und ich habe es genossen, besonders wegen der einen Woche Verschnaufpause in der Uni. Silvester war ganz toll, wir haben eine Party in unserer Wohnung organisiert, zu der wir ungefähr 20 Leute eingeladen haben. Es gab Raclette, wir haben Raketen von unserem Balkon abgefeuert, darüber philosophiert, wann denn wohl dieses Jahr der angekündigte Weltuntergang stattfinden soll und ziemlich viel getrunken, bevor wir dann als laute, schnatternde und lachende Bande in die nächsten Clubs gezogen sind. Ich glaube, ich hatte selten so viel Spaß an den letzten Silvesterabenden!

Meine Eltern haben Simon und mich für diesen Heiligabend zu sich eingeladen. Warum mich das so wundert, ist folgender Grund: Die Ursache, warum ich seit Jahren mit meinen Eltern im Clinch liege, ist eigentlich Simon. Also, nicht so sehr er persönlich, sondern vielmehr der Umstand, dass ich mich schon relativ früh fest an jemanden gebunden habe, und ich glaube, dass auch jeder damals gemerkt hat, wie ernst mir diese Sache mit ihm war. Meine Eltern lieben mich über alles, und haben wahnsinnig geklammert, andererseits waren sie aber auch abweisend und kalt, also sehr gegensprüchlich. All das hat dann zu einem langen Machtkampf geführt, der dann schließlich Ende 2009 in einem riesen Zoff endete, nach dem ich Hals über Kopf zu Lina gezogen bin und mich für die nächsten paar Wochen nicht mehr bei meinen Eltern gemeldet habe…

Jedes Jahr aufs Neue wundere ich mich, wenn schon wieder der Adventskalender bei uns zu Hause in der Küche hängt. Ich bin wirklich nicht so oft zu Besuch bei meinen Eltern, da wir kein besonders gutes Verhältnis haben. Daher war ich auch sehr froh, als ich nach der Schule endlich ausgezogen bin, mit Simon zusammen in eine kleine zwei-Zimmer-Wohnung in der Innenstadt. Natürlich liebe ich Simon über alles, das habe ich von Beginn an getan. Aber wir haben uns trotz des Zusammenziehens geschworen, nie nur füreinander zu existieren, was unserer Beziehung glaube ich auch sehr gut getan hat. Ich unternehme wirklich sehr viel mit meinen Freundinnen, und das belebt meine Beziehung, genauso wie seine Männerabende oder wenn wir mal getrennt feiern gehen. Zu meinen Eltern habe ich eigentlich nur deshalb so viel Kontakt, weil ich meine kleine Schwester Ina so sehr vermisse, da wir trotz unserer vier Jahre Altersunterschied immer so etwas wie Freundinnen waren.

Der Winterblues zieht auf Die Tage werden schon wieder merklich kürzer, und das deprimiert mich unfassbar. Ich bin, glaube ich, der typischste Sommermensch, den es gibt. Bei Hitze blühe ich so richtig auf. Es kann eigentlich nie warm genug sein, deswegen haben mir die 45 Grad in der Türkei auch überhaupt nichts ausgemacht, so lang es trockene Hitze ist und ich immer ein Gewässer in der Nähe habe, in dem man sich abkühlen kann. Im Winter dagegen leide ich unter regelrechten Depressionsschüben, dem berühmt-berüchtigten Winterblues. Es ist ganz furchtbar, ich bin dann vollkommen lustlos, nur am Frieren (natürlich auch wegen des Bewegungsmangels) und zu nichts zu motivieren, obwohl ich eigentlich weiß, dass wenn ich mich doch nur aufraffen würde, es mir dann besser ginge. Aber all die positiven Gedanken helfen dann nichts. Nur das Lesen wirkt wie ein Wundermittel; wenn ich stundenlang die Zeilen verschlinge, und mich in einer ganz andere, schöne, warme Welt hineindenken kann.

Simon hat sich sehr über meinen selbstgebastelten Gutschein für einen romantischen Abend bei mir mit 4 Gänge Menü und anschließendem… Verwöhnprogramm, haha… gefreut. Ich hab mir aber auch echt Mühe gegeben bei der Karte, habe eine kleine Collage gebastelt mit ganz vielen Fotos von uns, die dann zusammengesetzt das Candle Light Diner ergeben haben. So kreative Sachen lagen mir schon immer total, das hängt wahrscheinlich mit meiner Begeisterung für Kultur und Literatur zusammen. In Philosophie war ich damals auch immer total gut, aber da musste man ja auch mehr oder weniger immer nur ganz viel quasseln, und das konnte ich schon immer. Mathe dagegen war meine ganz persönlich Hölle, und ich glaube auch tatsächlich, dass ich diese Rechenschwäche habe, so eine Art Legasthenie für Mathematik. Aber Gott sei Dank habe ich diese schlimmen, dunklen Schulzeiten ja endlich hinter mir gelassen und kann mich nur noch auf das konzentrieren, was mir Spaß macht!

Meine Vorlesungen haben wieder angefangen, und das dritte Semester hat es faustdick hinter den Ohren! Ouh Mann, ganze 7 Klausuren soll ich am Ende des Semesters schreiben, oder besser gesagt, überleben! Vielleicht sollte ich mir doch mal einen strategischen Survivor Plan überlegen. Immer nach der Vorlesung direkt alles nacharbeiten? Ach, das mach ich eh nur zwei Wochen, und dann habe ich keinen Elan mehr. Was soll’s. In anderthalb Wochen hat Simon schon Geburtstag, und ich habe noch gar keine Idee für ein Geschenk für ihn. Dem Freund etwas schenken finde ich immer total schwer, weil man ja einerseits was total Originelles machen will, aber andererseits sich nach dreieinhalb Jahren Beziehung irgendwie alles schon mal geschenkt hat zu allen möglichen Anlässen. Eigentlich wirklich komisch, dass wir dieses Jahr das erste Mal gemeinsam im Sommerurlaub waren! Aber ich bin auch irgendwie eher der Mensch, für den die Freundinnen an erster Stelle stehen.

Ach du Schande, und schon ist wieder Oktober! Kennt ihr noch dieses Lied von Clueso? Zu schnell vorbei… Sag mal, wie schnell vergeht denn schon wieder die Zeit… Genauso fühle ich mich grade. Und den Moment genieße ich in jedem Fall auch, das sagt Clueso ja danach. Grade saß ich noch büffelnd am Schreibtisch, und nun sitze ich eigentlich wieder hier, diesmal für die blöde zweite Hausarbeit, die ich natürlich wieder ganz bis ans Ende der Semesterferien aufgeschoben habe, anstatt immer mal wieder mich dranzusetzen und kontinuierlich daran zu arbeiten. Aber nein, ich kenne mich einfach viel zu gut, und ich wusste, dass es wieder so kommen würde. Aber irgendwie kann ich auch einfach nichts daran ändern. Ich bin einfach so. Ich glaube, ich werde es später in der Arbeitswelt schwer haben, wenn ich nicht langsam an meiner Arbeitshaltung etwas Grundlegendes verändere. Aber das sind nun mal die bösen Gewohnheiten!

Oh Gott, Primark ist der Wahnsinn! Ich habe dort für 13 Teile gerade einmal 100 Euro ausgegeben! Da bin ich sogar in der Türkei nicht billiger weggekommen! Ich bin ja wirklich der totale Modefreak, das ist schon echt schlimm. In der Türkei habe ich mir diese ganzen gefälschten Markensachen gekauft, Longchamp Taschen und all das. Und die sehen echt richtig gut aus, ich hab schon total viele neidische Blicke ergattert! Die riesen Tasche für gerade einmal 10 Euro. Okay, kurzer Exkurs… Wo war ich denn gerade? Ach ja, Primark! Also das Ganze war tatsächlich ein Erlebnis, weil mit meinen Mädels ja jeder Trip zum Abenteuer wird. Erst mal haben wir uns fast in den falschen Zug gesetzt, und dann haben wir beinahe unsere Station verpasst, au weia. Das finde ich ja wirklich klasse an dem Studententicket, dass das in ganz NRW auch in den Semesterferien gilt!